Samstag, November 10, 2007
Die Ausrufung des
1.) Wollt ihr die totale Kunst?
2.) Kunst ist tot. Lang lebe das ®.
3.) Das ® macht das Erfahrene erlebbar.
4.) Tod den Kritikern!
5.) Das ® ist das einzig gültige Icon!
6.) Der Fehler ist das Substrat des ®.
7.) Erobert die Kommunikationskanäle!
8.) Jedes Kunstwerk ist eine Wareneinheit.
9.) Das Icon ist nicht das Symbol.
10.) Jeder hat das Recht sich an seiner Kunst zu bereichern.
11.) Ja wir wollen total ®.
...und erinnert euch daran:
Keine Angst vor der Bandbreite!
Xt# 1998
Klarstellung
face it!
Über die Hegemonie des Ikons
Das Ikon ist nicht das Symbol!
Kommentar
In vielen Gesprächen mit Freunden und Bekannten bemerke ich in letzter Zeit ein Unwohlsein, ein Unbehagen angesichts der aktuellen Lage, sei sie nun politisch, wirtschaftlich, sozial oder irgendwie anderwärtig überpersönlich geartet. Viele, ich eingeschlossen, bemerken eine Sinnleere, die sich schleichend über die ganze westliche Zivilisation ausbreitet wie ein Krebsgeschwür und nun an der Schwelle steht, auch in unser Persönliches Leben, die Organe des Gesellschaftskörpers, einzudringen. Diese Krankheit entsteht, wie alle reellen Krankheiten, nicht aus dem nichts heraus, wir kennen einen Erreger, der sie verursacht und verbreitet: das Ikon.
Das Ikon ist keine Erfindung der Silizium-Neuzeit, auch nicht in seiner reduktiven Form. Das Ikon als Abbild des Heiligen, als gleichgesetzter und gleichwertiger Spiegel des Abgebildeten finden wir in zahllosen Kulturen, u.a. massiv in der Katholisch Orthodoxen Glaubensrichtung in der der Begriff in seiner abgewandelten, religiösen Form als Ikone zum Ding an sich wird. Doch im Gegensatz zu diesen vielschichtigen kulturellen Relikten erscheinen uns heutige Ikonen als schal, als saftlos und leer. Ungeachtet dessen, ist der Kult um sie herum nun stärker geworden, als er es je zuvor war. Was ist daran auszusetzen? Die Menschheit hat seit ihrer Entstehung mit Symbolen hantiert, sie angebetet, sie sogar als Fortschrittsmotor genutzt. Manch einer lässt sich dazu verführen, zu behaupten dies - die kreative Kraft des Menschen zur Symbolbildung - sei es erst, was uns zum Homo Sapiens Sapiens, dem sich seiner selbst bewussten, sich selbst reflektierenden Wesen macht. Doch Ikon und Symbol sind wahrhaft nicht das selbe geschweige denn das gleiche.
Was ist ein Symbol, was ein Ikon? Beide, da werden wir uns schnell einig, lassen sich unter dem Oberbegriff des Zeichens (im weitesten Sinne) kategorisieren. Hierbei ist es wichtig der griechischen Übersetzung des Begriffs ‚Eikon’ als Bild nicht auf den Leim zu gehen. Ich spreche hier vom Bild als Metapher, von dem Ikon als stilisiertem Abbild einer Sache. Das Ikon steht stellvertretend für ein Ding, eine Abfolge von Handlungen, eine Situation im allgemeinen Sinne. Es verweist auf jene, und das in eindeutiger Form, ohne jedoch die Vielschichtigkeit dieser Angelegenheiten zu beleuchten. So sagt die ‚Shellmuschel’ (auch, und vor allem Brands und Logos sind Ikons) alles aus über den Besitz der Tankstelle an der Ecke aus, ohne jedoch die Praktiken, Absichten und vor allem die Ideologie des repräsentierten Konsortiums näher zu beleuchten. Wir wissen die Tankstelle verkauft Benzin der Royal Dutch Shell A.G., doch was ist Royal Dutch Shell A.G.?
Nun werden einige zu recht monieren, ein Symbol (griesch. Symbolon: Zeichen) sei in genau dieser Art und Weise zweideutig und unbestimmt und sage genauso wenig oder viel aus über das Symbolisierte. Ein Bild und ein Zeichen, das sei doch das Selbe. Dies ist so nicht richtig. Ein Bild ist die Repräsentierung einer Sache, ein Zeichen (in diesem Sinne) der Hinweis auf einen Zusammenhang. Ein Symbol beschreibt einen Zusammenhang der so vielschichtig ist, soviel Information enthält, dass er abstrahiert werden muss, um die ganze ihm inne liegende Wahrheit zu erkunden. Das Ikon hingegen steht eindeutig für eine Sache die vielschichtig sein mag, dessen Bedeutung für den Betrachter an sich irrelevant ist; es ist beliebig austauschbar, eine reine Assoziation.
Zwar kann auch ein Ikon zum Symbol werden (so ist die Shell-Muschel für manch einen Globalisierungsgegner zum Inbegriff des Widerstands gegen die Petrol-Industrie und ihre Machenschaften z.B. in Zentralafrika geworden), es beinhaltet jedoch diese Doppeldeutigkeit nicht, sondern entwickelt Sie erst durch die Beschäftigung mit ihm.
Im Gegensatz dazu ist z.B. das christliche Kreuz ein vollwertiges Symbol (geworden). Zuerst als Tötungsmaschine im Dienste der römischen Besatzungsmacht verliert es durch den erlebten Bezug seine ikonische Kraft als Abschreckungsmechanismus und wird von einer kleine Gruppe von Juden (heute würde man sie Terroristen nennen) als ihr Symbol auserkoren. Fortan bedeutet das Kreuz sowohl Unterdrückung als auch die Befreiung aus dieser und wird zum Symbol, zum Sinnbild einer Prozesseshaftigkeit hin zur Freiheit, die wir schließlich als aktuell beste und modernste Form der Realitätsbeschreibung fanden. Sowohl die Bestrebungen der Renaissance als auch der modernen Dialektik gingen in Richtung des Erkennens einer im Wandel befindlichen Welt, die nur in ihrer Bewegung zu deuten ist. Das Kreuz ermöglichte in vielerlei Hinsicht diese Auffächerung der Bedeutung und wurde so, im Zuge der Evolution des Abendlandes sukzessive zum Symbol für Befreiung, Unterdrückung, Massenhysterie und Mord, aber auch zum Zeichen für Versöhnung, Verständnis und Gleichberechtigung. Genau dies ist die Kraft die einem Ikon abgeht. Man möchte fast behaupten, das Ikon sei der Keim, die Saat, aus dem das Symbol erst entstehen kann.
Dies ist gegenwärtig seltenst der Fall: Die Wirkkraft des Symbols ist machtzersetzend. Es scheint in Mode gekommen zu sein, das Aufkeimen von Symbolen zu verhindern oder, noch besser, deren Symbolgehalt zu missbrauchen, um sie wieder zum eindeutigen Ikon umzufunktionieren. So gibt es bei der Shell A.G. einen internen Dienst, der seinen alljährlichen „Umweltjahresbericht“ veröffentlicht, um so diese symbolbildenden Tendenzen zu assimilieren, sprich sie zu zersetzen.
Symbole sind insofern für jede herrschende Machtstruktur ein Ärgernis, da sie als Sinnbild dienen, Sinn ein zweischneidiges Schwert ist und letztendlich immer auch die persönliche Haltung den Sinn erzeugt. So erzeugt Sinn Individualität et viceversa. Mit Individualität lassen sich Massen nur begrenzt zum Konsumieren oder zum Glauben bewegen. Die Katholische Kirche konnte dies auch nur dadurch bewerkstelligen, indem sie zwar ein Symbol zur Machtausübung nutzte, dieses jedoch durch systematische De-kultivierung Ihrer Subjekte zum Ikon reduzierte (wo keiner denken kann, kann auch keiner mehrdeutig denken...). Erlangt eine Mehrzahl an Menschen jedoch einen gewissen Bildungsstand, so machen sich die darin enthaltenen Individuen flugs ihre eigenen Bedeutungen, das eindeutige Ikon „zerfällt“ zum Symbol, welches jeder individuell deuten kann. McDonalds hat so lange Rekordeinnahmen erzielt wie die „Golden Arches“ das Ikon für Fastfood waren. Jetzt aber, da die Bögen zu doppeldeutigen Symbolen der Fast-Food-Industrie mutiert sind, schwindet die Marktmacht des Giganten.
In sofern ist die seit dem Ende der siebziger Jahre anhaltende Bestrebung, der medialen Öffentlichkeit Symbole möglichst zu reduzieren, nachvollziehbar. Eine Schlüsselrolle fällt da im vergangenen Jahrhundert sicherlich dem Vietnamkrieg zu, der die Gefahr der Mehrdeutigkeit für die Staatsmacht ganz offensichtlich machte (der Tod ist nun mal eine doppeldeutige Angelegenheit, auch wenn die Sache eindeutig ist). Bis dato waren die internen Symbole des Krieges für unbeteiligte Zeitgenossen nicht nachvollziehbar und für die Beteiligten meist tabu. Symbole des Schlachtfeldes blieben auf jenem, und deren Bedeutung auch. Das höchste der Gefühle an Symbolik war da noch die Verleihung von Orden, die in ihrer ikonographischen Natur und Macht ungebrochen bleibt: ein Orden, eine Medaille, eine Auszeichnung jedweder Art ist geradezu prädestiniert zur Vereinfachung und Stilisierung der Greuel des Geschäfts mit dem Tod. Als Höhepunkt die Flagge als Logo der WAR inc.
Doch das Zeitalter der Live-Übertragung ist vorbei. Was bleibt, ist eine Staatsmacht und eine vor allem private, hegemoniell strukturierte Wirtschaftsmacht, die alles daran setzt, Symbole gar nicht erst entstehen zu lassen. So werden die Versuche, den 11.9.2001 als vielschichtiges Ereignis zu betrachten vor allem in den USA, aber auch overseas (meint hier bei uns) verpönt, deren Äußerungen tabuisiert bzw. kriminalisiert. Die fallenden Twintowers haben kein Symbol zu sein! Sie sind das eindeutige Ikon für alles was gegen die westliche Zivilisation steht. „Entweder für oder gegen uns!“, das ist nicht zweideutig. Doch wofür sein, wogegen sein? Gegen den Massenmord an 3000 Zivilisten, ja klar! Für grenzenlosen und unkontrollierbaren wirtschaftlichen Darwinismus, NEIN!
Es ist geradezu lehrbuchhaft, wie die modernen Massenmedien durch das ständige, immer abgehacktere und kürzer Zusammengeschnittene, wiederholen der zwei Einschläge der Flugbomben von New York, dieses Ereignis auf ein Bild, das Bild schrumpfen ließen, in der jede Menschlichkeit, jedes wirkliche Erleben dieses Horrorszenariums beseitigt wurde, um dadurch ein unantastbares „Idealbild“ der Bedrohung zu gießen, welches vor allem eine Absicht hat: die mehrdeutigen Hintergründe dieser abscheulichen Tat vergessen zu machen, um eine eindeutige Handlungsperspektive zu destillieren: Vergeltung. Doch wie will man vergelten, wenn man Mitleid empfindet? Also weg mit dem Mitleid! Dieses Megaikon 911 ist so perfekt, dass jeder, einschließlich mir, es als Beispiel für alles nutzen kann; das erste polymorph-perverse Ikon der Neuzeit...
Es ist ein weiter Bogen, den ich hier zu spannen versucht habe und manches mag plakativ erscheinen. Doch am Ende meiner Überlegungen frage ich mich, ob dieser Prozeß, den ich hier einmal Desymbolisierung nennen möchte, ein so außergewöhnlicher ist. Ich neige dazu anzunehmen, vielleicht ist es auch nur meine Hoffnung, dass diese Strategie schon öfter angewandt wurde. Meist dann, wenn die, eine Kultur konstituierenden, alten Symbole ihre Bedeutung zu verlieren drohen und die aus Ihnen entstandenen Institutionen an der Macht festhalten. So war es unter anderem mit dem römischen Senat, der spätestens mit der Inthronisierung Kaiser Augustus seine Bedeutung als Symbol der Republik verlor und fortan von den machthabenden Cesaren zur Legitimation ihrer Allmachtsphantasien instrumentalisiert wurde. Das Ikon, das Abbild eines Senats eben... But it’s not the real thing!
Intelligente und gebildete Menschen lassen sich davon nicht beeindrucken, so meine Hoffnung weiter. Es ist wahr: viele der alten Symbole haben ihre Bedeutung verloren. Andere sind missbraucht worden und sollten einige hundert Jahre ruhen. Was soll’s... dann machen wir uns eben neue. Die Schöpferkraft des Menschen, auf die ist Verlass, sage ich mir.
EnkiduHHHHH
Verpickelte, frustrierte Teenager stürmen eure Firewalls, durchforsten eure Netze und lesen eure schmierigen E-mails - ganz nebenbei. So sicher Ihr euch auch immer fühlen mögt, die Tür des Geistes kann nicht geschlossen werden, kein Daemon kann sie zuschlagen, Ihr seid ausgeliefert; wisset eins, daß es kein Entrinnen gibt vor ihnen. Darum, und solange es noch Zeit ist:
löscht mich,
löscht uns...
...aus euren
Datenbänken bevor wir es tun!
Xt#
Sonntag, 5. März 2000
wash your karma
Sehen wir den Dingen ins Auge: Spirituelle Reinigung erfährt man heutzutage im Schleudergang. Zwischen "Abenteuerficken in Brasilien" & "Schwertschmieden am Vesuv" liegt das Tal der spirituellen Trostlosigkeit, begründet am Paß der Managergurus, die letztere ins Verderben führen. Sie merken schon, es geht hier nicht um das letzte Fürstendinné der übriggebliebenen, blutleeren Aristokratie des nächsten Osten, sondern um unsere Welt (Ihre und meine), die der dreckigen Unterhosen und der schwierigen Beziehungen.
All dies sind Themen, die hier in die Waschtrommel geworfen werden um neu(?), nein mit Perwoll gewaschen wieder herauszukommen.
Viel Spaß...
s. hierzu den Artikel: Das Icon ist nicht das Symbol
hit the road Jack
falls sie gerade kein Streichholz zur Hand haben
Stell dir vor, daß jener Rotkappenlama, der, an ein EEG-Gerat angeschlossen, kraft seiner Gerhirnwellen Dämonenfratzen auf das laufende Datenband zeichnen konnte, sich willentlich auf die energetische Kommunikation mit einer Maschine einlassen wurde und vergleiche das mit dem Bild des durchschnittlichen, weder physisch noch psychisch noch mental durch eine harte Schule gegangenen Users, der, seinen Reißverschluß offen, mit der einen Hand mühsam die Worte ‘<> in den Online-Chat tippt und mit der anderen Hand sich beeilt, mit dem Wichsen nachzukommen.
Ein Mensch, dessen Beherrschung der Energie alle Seinsebenen umfaßt, ist gut vorbereitet, sich auf Neues einzulassen. Von dem Rest können wir getrost sagen, daß er sich selbst den Rest besorgt.
Beschreite das atomare Feld mit einem starken Bios.
Vorabdruck aus Frank Lerch's neuem Buch: "the pleasures of Babalon". Erscheint Herbst 1999 bei Joh. Bohmaier.
Egg: the geneMachine
Vorabdruck aus Frank Lerch's neuem Buch: "the pleasures of Babalon". / Herbst 1999 bei Joh. Bohmaier.
lettra
Wir brauchen neue Symbole!
Freiheit - Bewußtsein - Wahrheit
dot
Das Internet bietet sich hierbei als geeignetes Medium an, da seine Unschärfe der garant für Ungenauigkeit ist und somit das Ziel der Medienmaschinerie Aktiv unterstützt: die kontrollierte und bewußte Desinformation des Medien-Mensches.
blood
Vorabdruck aus Frank Lerch's neuem Buch: "the pleasures of Babalon". Erscheint Herbst 1999 bei Joh. Bohmaier.
Benvenudo
Ich könnte statt Binah auch Shakti sagen und alles bereits Gesagte träfe ebenso auf den linkshändigen Tantrismus zu, dessen Ruf genauso ramponiert ist wie jener der Schwarzen Magie. Die Ablehnung dieser Wege beruht meines Erachtens nun weniger auf den ihnen nachgesagten tabubrechenden Ausschweifungen und sexuellen Exzessen, die eine Tatsache sind, als vielmehr auf der Notwendigkeit eines disziplinierten Willens, dessen es bedarf, diese Ausschweifungen durchzuführen. Alle wollen ein Maximum an Lust in ihrem Leben, aber wer ist bereit, die dafür notwendigen Schritte zu tun und bis zum Ende des Weges durchzuhalten ohne die geringste Rückversicherung, daß es überhaupt ein Ende gibt? Ohne das Versprechen einer Belohnung, ohne Netz und doppelten Boden? Es gibt auch keine Abkürzungen, eigentlich gibt es überhaupt nichts, was dir helfen könnte außer deinem Willen, über alles hinauszugehen.
Sanatana dharma - die Ewige Religion der Verehrung Shaktis, der Energie, im Osten, Thelema - das Gesetz des Ersten Willens ( der immer ein sexueller ist) im Westen, sind die Pfeiler, zwischen denen sich die Göttliche Komödie in unseren Zeiten abspielt.
Vorabdruck aus Frank Lerch's Buch: "the pleasures of Babalon" / 1999 bei Joh. Bohmaier.