Samstag, November 10, 2007

Egg: the geneMachine

Chaos ist übrigens kein neuer Terminus für Inkonsequenz, Unentschlossenheit, Willensaufgabe und andere Ausflüchte der Tatsache, daß Disziplin und Konzentration keineswegs obsolet geworden sind. Chaos ist nicht gleichbedeutend mit innerer Zerrissenheit, eher verdeutlicht die Theorie des Chaos, daß Verbundenheit weitreichendere Wirkungen hat, als es vorhersehbar wäre. Mangel an Zusammenhang kennzeichnet eben nicht eine Erleuchtung, sondern eine Kapitulation, die gewiß sehr lehrreich sein kann. Die Cyberisierung der Gesellschaft ist ein gute ökologische Sache, es fahren weniger Autos, weil die Leute im eigenen Zuhause arbeiten und einkaufen; es fallen weniger Bäume, weil Lesen auch digital funktioniert. Cyberspace wird und ist schon praktiziert werden-worden, aber das ist kein Grund, die Freude am Bios zu verlieren, seinen Körper verrotten zu lassen und zu vergessen, wie eine Frau riecht, oder wie ein Mann schmeckt. Auch Max More liebt den Schweiß des Kampfes, an sich und an seiner Nancie. Und dieser glühende Verfechter der Extropie, ganz zweifellos ein Priester des Horus, findet es auch nicht entropisch, hin und wieder die Freuden und Mühen des rl zu erfahren.

Es ist immer schwierig, einen Begriff aus der mythischen Welt wissenschaftlich zu besetzen. Ob sich in dieser Benennung die mythische oder die kritische Auffassung durchsetzen wird, entscheiden weder Wissenschaftler noch Magier, sondern Menschen wie die alte Frau Lublow im zweiten Stock, die eindeutig in der Überzahl sind. Es gibt also keinen Anlaß, sich hinter dem Versteck des Wortes Chaos sicher zu fühlen. Choronzon ist nicht Hadit.


Vorabdruck aus Frank Lerch's neuem Buch: "the pleasures of Babalon". / Herbst 1999 bei Joh. Bohmaier.

Keine Kommentare: