Samstag, November 10, 2007

blood

Hesiod und Herodot kommen sich nicht in die Quere, obwohl ersterer der letzte mythische und letzterer der erste geschichtliche Historiker des Abendlandes ist. Das Milleneum naht, die große Wende der Jahrtausende, aber was heißt das schon außer dem, was die Furcht und die Sorge, die Hoffnung und die Sehnsucht in sie hineinlegen? Der Mensch ist es, der den Dingen die Bedeutung gibt, die er in ihnen findet. Vielleicht wird die Zukünftige Historie im Jahr 2000 den Beginn der Cyber-Zivilisation erkennen. Und sicher, es wird eine große Party geben und ebenso sicher ist der Kater am nächsten Morgen und der Ruf nach einem wirksamen Kopfschmerzmittel. Die Party findet unter anderen Vorzeichen statt, auf anderen Plätzen, mit besserem Sound und verfeinerten Drogen und hoffentlich auch mit einer Vielzahl sich gegenseitig verstärkender Orgasmen; doch es gibt diese unwandelbare Essenz, deren Funke aufleuchtet in den Gesichtern befriedigter Frauen und Männern, die erschlafft von den wilden Wellen der Liebe mit perlendem Lachen und tiefem Ausatem in die Kissen sinken und den todlosen Schlaf umarmen, der auf sie herniedersinkt mit jenem wohligen Gefühl glücklich erschöpfter Kinder, diese Freude, ein Mensch zu sein und nicht nur ein Zwischending, ein erlittener Übergang zwischen Affe und Übermensch, dieses Gefühl gibt es schon Jahrtausende und wird es weiterhin geben, solange Menschen die Gegenwart und die unerschöpfliche Fülle, die sie bietet, zu schätzen wissen und weder in den staubigen Grüften der Vergangenheit sich verfangen noch all ihr Sehnen und Hoffen in die Zukunft legen ( wie der Christ sein Heil in einem späteren Himmel zu finden hofft ), sondern sich für ein Leben entscheiden, das jetzt und hier alle Freuden und Erfüllungen bringt, ohne Opfer, ohne Preis, ohne Warten. Wer immer dieser Aiwass war oder ist, ich stimme ihm zu: Es gibt kein Gesetz außer Tu was Du willst.

Vorabdruck aus Frank Lerch's neuem Buch: "the pleasures of Babalon". Erscheint Herbst 1999 bei Joh. Bohmaier.

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